Fortbewegungsmittel im Vergleich

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Vor jeder Exkursion stellt sich die Frage nach dem Fortbewegungsmittel. An dieser Stelle sollen in kurzen Absätzen die verschiedenen gängigen Möglichkeiten sowie ihre Vor- und Nachteile angerissen werden. Dabei werden auch immer Aspekte angesprochen, die es bei der jeweiligen Wahl zu bedenken gibt. In der Zusammenfassung gibt es nochmal eine Übersicht. Die alles sind nicht rechtssichere Tipps von mir, es muss immer nochmal ein Blick in den länderspezifischen Wandererlass geworfen werden.

Zu Fuß

Die einfachste, günstigste aber keineswegs schlechteste Fortbewegungsart ist auf den eigenen Beinen. Neben der Unkompliziertheit bietet das zu Fuß gehen einen weiteren großen Vorteil: Zeit. Die Begegnung mit dem Gegenstand, sei es mit der Landschaft oder einer Stadt, ist sehr intensiv. Es ist möglich, mit Beobachtungsaufträgen zu arbeiten oder es lassen sich mit allen Sinnen umfassende Eindrücke zu sammeln, beispielsweise in einem Wald oder am Strand. Auch unwegsames Gelände lässt sich mit dem richtigen Schuhwerk begehen. Die Nachteile ergeben sich aus den Vorteilen. Die Bewegung zu Fuß ist langsam, größere Strecken zu überwinden ist nicht möglich. Gerade mit Schulklassen, deren Motivation schneller schwindet als mit anderen Gruppen, lassen sich Entfernungen von mehr als zwei Kilometern ohne eine Aktivität zwischendrin kaum überbrücken. Dazu ist die Gruppe dem Wetter ausgesetzt. In Städten besteht die Möglichkeit, sich unterzustellen. In der Natur ist auch das nicht möglich. Die Motivation einer Gruppe ist beim ersten Regenschauer oft nicht mehr existent (Tipps zum Umgang mit dem Problem gibt es hier).

Busfahrt

Eine wetterfeste Alternative ist die Busfahrt. Der Bus bietet einen Rückzugsort für Schauer, auch Gruppenarbeiten können mit Einschränkungen dorthin verlegt werden. Der größte Vorteil eines Busses ist natürlich die hohe Reichweite. Nicht nur die Anfahrt, vor allem auch vor Ort können Entfernungen schnell und leicht überbrückt werden und in der Mittagspause kann schnell ein passender Ort angefahren werden. Weiter bleibt eine Gruppe immer zusammen und die Anwesenheit lässt sich gut kontrollieren. Der große Nachteil liegt in den hohen Kosten. Als Lehrer*in sollte man nicht den Fehler machen, 25€ pro Nase für eine Busfahrt als einen relativ geringen Betrag anzusehen. Familien, die ab der fünften Klasse für die Klassenfahrt in der siebten Klasse sparen sind häufiger als man denkt und in den wenigsten Fällen weisen die Eltern Lehrer*innen darauf hin. Eine Busfahrt muss m.E. daher genau abgewogen werden. Die Ökobilanz einer Busfahrt ist auch ein Problem, außerdem gibt es immer wieder Forderungen von Eltern, die Busse vor der Abfahrt von der Polizei durchchecken zu lassen. Mir ist es einmal passiert, dass ich einen Bus bei einer Firma in Düsseldorf gebucht hatte und dann kam ein Fahrzeug mit litauischem Kennzeichen auf dem Parkplatz an. Es gab zum Glück keine Beanstandungen meines Oberstufenkurses, aber eine Fahrt mit einer Klasse 5 und entsprechenden Eltern am Parkplatz wäre an der Stelle vielleicht schon zu Ende gewesen. Die Alternative einer Anreise mit PKW bei älteren Schüler*innen kommt für mich nicht infrage, hiervon kann aus Sicherheits- und Versicherungserwägungen nur abgeraten werden.

ÖPNV

Eine ökologisch weniger bedenkliche Fortbewegung ist der öffentliche Personennahverkehr. Dieser ist für Gruppen meist kostengünstig, gerade in Verkehrsverbünden. Leider erschließt der ÖPNV den Raum nur punktuell, d.h. an Haltestellen. Das ist gerade auf dem Land ein großer Nachteil. Bei der Anreise zwischen Städten oder sehr langen Anreisen, z.B. bei einer Studienfahrt, ist der ÖPNV aber das Mittel der Wahl. Gerade mit angesprochenen Gruppentickets ist auch eine flexible Bewegung vor Ort, zumindest in Städten, gut möglich. Bei langen Anreisen sind neben ICEs mittlerweile auch die kostengünstigen Fernbusse eine Möglichkeit. Es ist allerdings einiges mehr zu organisieren und eine genaue Vorplanung erforderlich, auch alternative Abfahrtzeiten sind immer gut. Einziges Manko ist die Gefahr, dass beim Ein- und Umsteigen Schüler*innen abhandenkommen. Hier ist klare Kommunikation sowie große Achtsamkeit der Lehrpersonen nötig.

Fahrrad

Die gute alte Radtour ist ein echter Klassiker. Sie verbindet eine hohe Reichweite, große Flexibilität mit wenig Kosten, vorausgesetzt alle Schüler*innen verfügen über ein verkehrssicheres Rad. Auch Helme sind Pflicht. Dieses sollte unbedingt vorher abgeklärt werden. Die körperliche Ertüchtigung sowie der ökologische Aspekt sprechen für das Rad. Leider ist eine Radtour sehr wetterabhängig, dies muss bei der Planung unbedingt mit einbezogen werden. Auch Pannen sollten eingeplant werden und entsprechendes Flickzeug und Pumpen für die verschiedenen Ventile vorhanden sein. Hier darf der Hinweis auf die Verkehrssicherheit und mögliche Risiken nicht fehlen, in vielen Fällen und Verkehrssituation bleibt das Risiko aber kalkulierbar. Trotzdem sollte man sich genau in die Sicherheitsbestimmungen einlesen. In Städten ist das Rad eher nicht zu empfehlen.

Boot (Kanu/Kajak)

Kanufahrten sind auf jeden Fall ein Erlebnis, dies ist auch unter der Berücksichtigung des sozialen Lernens kein Selbstzweck. An vielen Flüssen oder Seen, auch in Städten wie Berlin, ist es möglich Kanadier oder Kajaks zu mieten. Es erfordert Übung, aber mit älteren Schüler*innen auf einem ruhigen Gewässer kann es sofort losgehen. Neben dem Erlebnisfaktor und dem Teambuilding ist auch der Perspektivwechsel der Raumbetrachtung ein nicht zu unterschätzender Vorteil. Auch und gerade im Bereich der Bildung zur nachhaltigen Entwicklung kann ein wichtiger Beitrag zum Erleben der Faszination von Natur über dieses Fortbewegungsmittel geleistet werden. Diese Methode sollte nur von erfahrenen Lehrer*innen angewendet werden. Es empfiehlt sich auch, Sport-/Schwimmlehrkräfte als Begleitung mitzunehmen. Zu Sicherheitsaspekten, Regeln und Tipps finden sie bei Mühlhaus (2012, Link hier) einige sehr gut aufbereitete Informationen. Natürlich besteht auch hier die Wetterproblematik und die Kosten sind hoch.